Was für ein Leben führe ich? Wie lebe ich gegenwärtig? Renne ich von Termin zu Termin? Bin ich nur hektisch? Oder ist es bei mir eher das Gegenteil: Lebe ich quasi automatisch? Lebe ich oder werde ich gelebt? Verläuft mein Leben eintönig und plätschert es so dahin? Bin ich nur gelangweilt? Weiß ich eigentlich noch, wofür ich lebe? Was beschäftigt mich am meisten? Welche Gedanken kreisen in mir herum? Welche Erwartungen habe ich? Bin ich innerlich zufrieden oder spüre ich ein unbestimmtes Gefühl der Unruhe, Unzufriedenheit, vielleicht sogar Leere? Welches Lebensgefühl trage ich in mir herum und bestimmt mich?
Und wie steht es mit meinem Glaubensleben? Ist Gott in meinem Leben anwesend, irgendwie spürbar? Oder ist meine Beziehung zu ihm eher abgekühlt, wenig lebendig, ganze vage im Hintergrund oder sogar tot? Welche Bedeutung hat Gott für mich, für mein Leben?
Welche Rolle spielt Jesus in meinem Leben? Kann ein Mensch, der vor 2000 Jahren gelebt hat, jetzt für mich von Bedeutung sein? Viele wichtige Menschen können für mich ein Beispiel sein, aber ist Jesus nicht mehr als ein Beispiel? Was bringt er für mein Wohl (mein Heil), jetzt und hier?
Wie hat es Paulus in der ersten Lesung gesagt? „Keine Sauf- und Fressgelage, keine Ausschweifungen, keine Streitigkeiten und Rivalitäten! Lasst Jesus Christus, den Herrn, euer ganzes Leben bestimmen.“ Bestimmt Jesus mein Leben? Oder spielt er nur eine Figurantenrolle?
Es ist Advent! Jesus will zu mir kommen. „Wacht auf!“, sagt Paulus. Seid nicht gedankenlos, nachlässig, abgestumpft. Vor 900 Jahren hat einer geschrieben: „Auf, du kleiner Mensch, flieh ein wenig die Geschäftigkeit! Verstecke dich eine kleine Weile vor deinen lauten Gedanken! Wirf die Sorgen ab, die auf dir lasten, und nimm Abstand von dem, was dich zerstreut! Gönne dir Zeit für Gott und sucht Ruhe bei ihm…“
Seid wachsam, aufmerksam, macht Platz in eurem Leben für Jesus, für Gott. Die vor uns liegenden Wochen können eine gute Gelegenheit sein, die Sensibilität für Gottes Gegenwart in unserem Leben neu zu schärfen. Unsere Ohren öffnen, damit wir die leise Stimme Gottes in unserer lauten Welt hören können. Jesus soll nicht übertönt werden. Im Gegenteil: Er soll wieder neu bei uns ankommen, wieder neu in uns geboren werden, eine lebendige Realität in unserem Leben sein. Dann ist Advent. Advent, Zeit für Gott, für Jesus.
Den Advent feiern heißt nicht nur, sich auf das Geburtsfest Jesu vorzubereiten mit allem was wir glauben, dass dazu gehört. Advent feiern heißt, einen oder mehrere
Schritte tun, damit wir dem näherkommen, was dieser Jesus gewollt hat und was er getan und gelehrt hat.
Advent feiern heißt auch, dass wir uns engagieren, damit durch Liebe, Güte und Frieden das Leben
heller wird, damit das Leben in unserer Umgebung besser und lebenswerter wird.
Advent. Wir machen uns auf den Weg, Gottes Gegenwart im eigenen Leben wieder neu zu suchen und zu entdecken. Denn was ist noch wichtig, wenn ich einmal „von Angesicht zu Angesicht“ vor Gott stehe? Dann habe ich keine Ausreden mehr, kann nicht mehr auf „später“ verschieben. Dann muss ich, ohne Um- und Auswege, endgültig und ohne Vorbehalte, meine Liebe zu ihm bekennen. Werde ich dazu fähig sein, wenn ich nicht jetzt schon damit anfange?
Es ist Zeit, aus dem Schlaf aufzuwachen, bewusster auf Jesus und auf Gott zuzugehen, bewusster zu glauben, bewusster als Christen zu leben. Dann wird Advent.